Von 1954 bis 2014: Vor diesen TV‑Geräten bejubelte Deutschland seine EM‑ und WM‑Titel (2024)

Die Evolution des Fernsehers

Von 1954 bis 2014: Vor diesen TV‑Geräten bejubelte Deutschland seine EM‑ und WM‑Titel

Von 1954 bis 2014: Vor diesen TV‑Geräten bejubelte Deutschland seine EM‑ und WM‑Titel (1)

Im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund zeigt ein TV-Gerät aus der damaligen Zeit das Endspiel von Bern bei der Weltmeisterschaft von 1954.

Quelle: picture alliance / Ina Fassbender/dpa

Was gibt es Schöneres, als gemeinsam einen Titel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu bejubeln? Seit jeher sind die Spiele bei Europameisterschaften oder Weltmeisterschaften echte Straßenfeger. Alles begann 1954 mit dem „Wunder von Bern“. Eine Zeitreise durch die Geschichte unserer Nationalelf und unseres Fernsehers.

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Nico Schwieger

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft steht in den Startlöchern. Am Freitagabend beginnt die Heim-Europameisterschaft für die DFB-Auswahl mit dem ersten Gruppenspiel gegen Schottland (21 Uhr). Wissen Sie schon, wo Sie die Partie schauen werden? Vielleicht im heimischen Wohnzimmer, bei Freunden oder in der Lieblingskneipe?

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Wer nicht zum Public Viewing oder sogar ins Stadion geht, schaut die Spiele vor dem Fernseher und hofft auf dem Sofa oder dem Barhocker auf einen Sieg. Ähnlich wie der Fußball selbst haben sich seit dem ersten großen Titel Deutschlands bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz auch die TV‑Geräte stark verändert. Wenn früher der Empfang plötzlich weg war, gab es statt Toren, Pässen und Grätschen „Ameisenfußball“ (dieses schwarz-weiße Flimmern), während heute jeder noch so kurze Grashalm in höchster Auflösung erkennbar ist. Vor diesen Geräten hat Deutschland seine WM- und EM‑Titel bejubelt.

WM‑Titel 1954: Der Durchbruch des Fernsehers

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Im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund zeigt ein TV-Gerät aus der damaligen Zeit das Endspiel von Bern bei der Weltmeisterschaft von 1954.

Quelle: picture alliance / Ina Fassbender/dpa

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„Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt, Tooor! Tooor! Tooor!“, schallte es vor 70 Jahren durch die Wohnzimmer und Kneipen der Bundesrepublik. Herbert Zimmermanns Radiokommentar dürfte jeder schon einmal gehört haben. Doch das Finale in der Schweiz gab es auch schon im Fernsehen zu sehen. 40.980 Geräte waren während der WM 1954 angemeldet, eine Million TV‑Zuschauer bundesweit wurden allein beim Finale geschätzt.

Dass das „Wunder von Bern“ so viele Menschen live an den TV‑Geräten miterleben konnten, war zu der damaligen Zeit ebenfalls fast schon ein Wunder. Erst zwei Jahre zuvor startete das regelmäßige Fernsehprogramm – selbstredend in Schwarz-Weiß. Sportübertragungen gab es bislang kaum. Ein eigenes TV‑Gerät hatten vor der Weltmeisterschaft in der Schweiz ohnehin nur die wenigsten. Das sollte sich aber ändern.

Das Unternehmen Metz wusste die Chance für sich zu nutzen und brachte den Fernseher Metz 702 pünktlich vor dem Turnier heraus. Damals musste man zum Einschalten und Einstellen des Fernsehgeräts noch aufstehen und zum Gerät laufen – und das mehrmals am Abend. Fernbedienungen gab es noch nicht.

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Mit diesem Plakat warb das Unternehmen Metz 1954 für seinen Fernseher.

Quelle: Metz

Zum ersten Mal wurden 1954 die Spiele eines solchen Turniers direkt übertragen. Der unerwartete Erfolg der Nationalmannschaft sollte sich als Durchbruch für das Fernsehen herausstellen. Sämtliche Lagerbestände an Fernsehgeräten waren leergekauft. Metz produzierte nach dem WM‑Titel in Serie. Weitere Hersteller folgten.

EM‑Titel 1972: Der zweite Titel, der erste in Farbe

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Ein Farbfernseher des Herstellers Telefunken Anfang der 70er-Jahre.

Quelle: picture alliance / imageBROKER | August Lautenbacher

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Die Endrunde der Europameisterschaft 1972 konnte bereits in Farbe verfolgt werden, nachdem der damalige Vizekanzler Willy Brandt 1967 das Farbfernsehen symbolisch per Knopfdruck eingeschaltet hatte. Viele Bildschirme blieben dennoch schwarz-weiß. Nicht alle Geräte konnten das legendäre Viertelfinale gegen die englische Nationalmannschaft in Farbe zeigen.

Als Deutschland als klarer Außenseiter in das Hinspiel des Viertelfinales ging, sahen viele die Partie unter anderem auf Geräten des Herstellers Telefunken. Nach Toren von Uli Hoeneß, Günter Netzer und Gerd Müller gewann die heute als „Wembley-Elf“ bezeichnete Mannschaft mit 3:1. Danach ging es weiter bis ins Finale, wo die Bundesrepublik die Sowjetunion mit 3:0 besiegte.

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DFB-Kader im Kurzporträt: Mit diesen Spielern tritt Deutschland bei der EM an

Deutschland träumt bei der Heim-Europameisterschaft vom Titelgewinn. 26 Spieler sollen dafür sorgen, dass das DFB-Team nach den Enttäuschungen der vergangenen Turniere wieder jubeln kann. Wer ist dabei? Was macht die Spieler aus? Was sind ihre Hobbys? Die DFB-Kicker im Porträt.

WM‑Titel 1974: Der Durchbruch des Farbfernsehens – und des Public Viewings

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Die WM 1974 mit Farbe lebendiger: Viele Deutsche verfolgten die Spiele in den Schaufenstern von Elektronikgeschäften.

Quelle: IMAGO / WEREK

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Nur zwei Jahre später holte die deutsche Auswahl ihren zweiten Weltmeistertitel – und das bei einer Heim‑WM. Das Turnier sorgte für den endgültigen Durchbruch des Farbfernsehens in Deutschland. Viele Menschen nahmen die WM zum Anlass, sich ein neues Farbfernsehgerät zuzulegen.

In den 70er-Jahren gab es auch die ersten Public Viewings: Wer keinen Farbfernseher besaß, drängte sich vor die Fernsehgeschäfte, um die Spiele der deutschen Mannschaft in der Gemeinschaft und in Farbe sehen zu können. Denn es gab eine Neuheit: Erstmals wurde eine gesamte Weltmeisterschaft im Farbfernsehen übertragen. Weltweit verfolgten rund 900 Millionen Fernsehzuschauer in 112 Ländern die Spiele.

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Zwei Fernsehkameras sind zum Spiel Deutschland gegen Chile der WM 1974 an der Seitenmitte des Berliner Olympiastadions positioniert.

Quelle: IMAGO / WEREK

Bei jedem Spiel gab es TV‑Bilder aus fünf Kamerapositionen – zwei wurden an der Seitenmitte positioniert, eine jeweils hinter beiden Toren und eine nahe der Trainerbänke. So auch beim Finale, als sich die Mannschaft um Kapitän Franz Beckenbauer mit einem 2:1-Sieg gegen die Niederlande im Münchner Olympiastadion zum Weltmeister krönte.

EM‑Titel 1980: Spielberichte im Teletext

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1980 wurde der Teletext in Deutschland eingeführt.

Quelle: picture alliance / brandstaetter images/Votava

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Horst Hrubesch brachte die Deutschen im Finale in Rom 1980 zum Jubeln. Er erzielte beide Tore beim 2:1-Endspiel gegen Belgien. Für Fußballfans gab es eine Neuerung: Pünktlich zum Turnier in Italien starteten ARD und ZDF eine erweiterte Testphase für den sogenannten Teletext – die Älteren dürften sich noch erinnern. Spielberichte gab es so nicht erst am nächsten Tag in der Zeitung, sondern nur wenig später auf dem Fernsehbildschirm im Videotext. Eine absolute Sensation zu der Zeit – und es gibt ihn heute noch immer.

Bis ins Jahr 1983 gab es übrigens nur drei Sender: Das Erste, das ZDF und das jeweilige regionale dritte Programm. Erst 1983 begann das Zeitalter des Kabelfernsehens mit etwa 30 Kanälen.

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WM‑Titel 1990: Ein Meilenstein in der TV‑Geschichte

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Den Fernsehgeräten ist die Entwicklung über die Jahre anzusehen.

Quelle: imago images/sepp spiegl

Die Fernseher sind mittlerweile deutlich größer geworden – und bringen auch einige Kilos auf die Waage. Die Knöpfe zum Umschalten und zur Steuerung der Lautstärke sind auch schon deutlich kleiner geworden, der Fernbedienung sei Dank. Die kleinen, älteren Geräte erfüllen aber auch noch ihren Zweck.

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Italienische Fußballfans verfolgen die Weltmeisterschaft 1990 im eigenen Land vor dem Fernseher.

Quelle: imago sportfotodienst

Als Franz Beckenbauer nach seinem Titel als Spieler auch Weltmeister als Trainer wurde und bedächtig über den Rasen des Olympiastadions in Rom stapfte, sahen 28,66 Millionen Deutsche auf ihren Röhrengeräten dabei zu – und das allein in der alten Bundesrepublik. Ein Meilenstein in der deutschen TV‑Geschichte.

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Franz Beckenbauer während des WM-Finals 1990.

Quelle: picture-alliance / dpa

Bevor Jürgen Klinsmanns Elf im WM-Halbfinale 2006 etwa eine Million Zuschauer und Zuschauerinnen mehr vor die heimischen Bildschirme lockte, hielt das WM‑Finale 1990 für 16 Jahre den Rekord für die bundesweit höchste Einschaltquote aller Zeiten.

EM‑Titel 1996: Breitbild-Fernseher, aber noch kein Breitbild

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Im Jahr 1996 machten sich internationale Hersteller von TV-Geräten für das 16:9-Fernsehbild stark.

Quelle: picture-alliance / dpa

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Noch immer steht der Röhrenfernseher in den deutschen Wohnzimmern. Erst 1999 kommt das erste Flachbild-TV‑Gerät auf den Markt. Dafür ändert sich allmählich etwas anderes – das Format. Seit jeher wurde im 4:3-Format gesendet, die Fernseher hatten die entsprechenden Maße. Das wandelte sich Anfang der 90er-Jahre zunehmend. Einige neuere Modelle hatten bereits das 16:9-Breitbildformat, wie wir es heute kennen. TV‑Übertragungen im neuen Format zu schauen ging zunächst aber nicht. Gesendet wurde weiter in 4:3, zu erkennen an den schwarzen Rändern auf dem Bildschirm. Filme auf VHS-Kassetten waren dafür teilweise schon im Breitbildformat erhältlich.

So wurde auch die Europameisterschaft 1996 in England noch im 4:3-Format übertragen, auch wenn man schon ein neueres TV‑Gerät hatte. Deutschland gewann das Endspiel im Londoner Wembley-Stadion gegen Tschechien durch das Golden Goal von Oliver Bierhoff in der 95. Minute.

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WM‑Titel 2014: Ein neues Zeitalter des Fernsehens

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Fernseher verschiedener Marken stehen vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien in einem Elektronikmarkt – der ehemalige Nationaltorwart Oliver Kahn als Pappfigur daneben.

Quelle: imago/Christine Roth

Seit dem letzten internationalen Titel der deutschen Nationalmannschaft hat sich in der Fernsehwelt so einiges getan. Der Röhrenfernseher wurde längst vom Flachbildgerät abgelöst. Auch das Breitbildformat ist Standard. Ein weiterer großer Unterschied ist die Bildqualität, die sich um ein Vielfaches verbessert hat.

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Unvergessen bleiben die Momente vor dem Fernseher, als die deutsche Nationalmannschaft Gastgeber Brasilien im Halbfinale mit 7:1 vom Platz fegte. Im Finale gewann Deutschland gegen Argentinien mit 1:0.

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Mario Götze erzielt das entscheidende 1:0 im WM-Finale 2014 und schießt Deutschland zum Weltmeistertitel.

Quelle: imago images/AFLOSPORT

Fast so berühmt wie der Radiokommentar von 1954 sind Tom Bartels Worte: „Mach ihn! Mach ihn! Er macht ihn! Mario Götze!“ Ein kleiner Moment TV‑Geschichte.

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EM‑Titel 2024?

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Die deutsche Nationalmannschaft konnte den letzten Test vor der Europameisterschaft gegen Griechenland mit 2:1 gewinnen.

Quelle: WITTERS

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UHD‑, HDR‑, 4K‑TV: Was klingt wie ein Song von den Fantatischen Vier, gehört heute zum Standard neuer Fernsehgeräte. Nahaufnahmen, Zeitlupenstudien und Wiederholungen in höchster Bildqualität sind längst Normalität geworden. Auf unserer Themenseite zur EM 2024 verpassen Sie nichts rund um das Turnier im eigenen Land – zusätzlich können Sie die Spiele natürlich auf Ihrem Fernseher schauen. Vielleicht holt die deutsche Nationalmannschaft ja ihren nächsten Titel.

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